Sackgasse Gott. – Wenn Menschen Gott mit ihrem Engel oder ihrer letzten Devachangestalt verwechseln!

Ich benötige die folgenden Passagen für einige zukünftigen Beiträge im Rahmen der Facebook-Gruppe „Spirituelles Reifen mittels kosmischer Ebenen und heilsamer Weiblichkeit“. Ihre Zusammenstellung verdanke ich einer geistigen Weggefährtin; ich habe die Zusammenstellung auf ihrem Account entdeckt. Danke, Marija.

Thematisch geht es um die bedeutsame Tatsache, dass viele Christen Gott ansprechen, aber lediglich bis zur Engelebene kommen oder ihre letzte Devachangestalt ansprechen, im Grunde also sich selbst; letzterer Umstand ist in der letzten unten zitierten Passage angesprochen.

Devachan, das kurz zur Erläuterung: Der Begriff bezieht sich auf die zahlreichen himmlischen Ebenen.
Luther übersetzte das Vater Unser bekanntlich: „Vater Unser, der du bist in dem Himmel“, obwohl im Griechischen grottenbreit der Plural von Himmel steht. Und die Evangelische Kirche ist bis heute in ihrer Lutherbibel nicht in der Lage, das Vater Unser korrekt mit „Vater Unser, der du bist in den Himmeln“ zu übersetzen und bleibt beim Singular; es bedeutet, dass sie dafür verantwortlich ist, dass millionenfach eine Vorstellung von zahlreichen himmlischen Ebenen blockiert wird. Das scheint doch mit Bedacht zu geschehen … der Einheitshimmel scheint erwünscht.
Jedenfalls bezieht sich der Begriff des Devachan auf die Zeit eines Verstorbenen nach Durchlauf durch das sogenannte Fegefeuer, auch Kamaloka genannt (https://bit.ly/3d4Gstm), in dessen Rahmen die Aufarbeitung des vergangenen Lebens geschieht. In der Regel tritt der dann Geläuterte in einer der Ebenen des Devachan ein


Den vorliegenden Tatbestand, dass also Gottsuchende mit ihrem Engel oder gar im Grunde mit sich selbst, also ihrer letzten Devachangestalt sprechen, habe ich noch bei keinem spirituellen Autor angesprochen gefunden. Aber was Steiner hier ins Visier nimmt, habe ich, als ich es vor Jahren zum ersten Mal las, auf Anhieb für wahrscheinlich gehalten. Ich werde das auch in einem Beitrag, in dem es um das Verhältnis von männlicher und weiblicher Seite bei Rilke geht, aufzeigen, auf den obiger Tatbestand meines Erachtens zutrifft, zumindest für eine lange Zeit seines Lebens. Er ist, wenn es denn stimmt, einer unter vielen, vielen Millionen, denen oben Angesprochenes auch widerfuhr und widerfährt.
Hier nun die angekündigten Passagen:

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„Wenn man für die Vorstellung all die Begriffe durchgeht, welche sich solche Menschen von ihrem Gotte machen – was ist denn in solchen Begriffen ausgeführt? Nichts anderes als das Wesen eines Engels, eines Angelos, und all diejenigen Menschen, welche davon sprechen, daß sie unmittelbar von ihrer Seele zu Gott aufschauen, schauen nur zu einem Engel auf. Und suchen Sie sich alle Beschreibungen – wenn sie noch so erhaben klingen – solcher Menschen auf, so werden Sie finden: sie beschreiben nichts anderes als einen Engel, und dasjenige, was diese Menschen sagen, ist nichts anderes als die Forderung, man solle sich unter Gott nichts Höheres vorstellen als einen Engel. Das zum Beispiel, was man heute den modernen protestantischen Gott nennt und über den gerade von protestantischer Seite so viel geredet wird, ist ein Angelos, ist nichts anderes. Denn nicht darauf kommt es an, ob man sich einbildet, man finde den Weg zu dem höchsten Gotte, sondern darauf kommt es an, wozu man wirklich den Weg findet. Und man findet auf diese Weise nur den Weg zu seinem Angelos. Ich sage: zu seinem Angelos, denn das ist wichtig.“ (GA 172, S. 178f)

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„Die Angeloi sind dazu berufen, die einzelne menschliche Individualität hindurchzuführen durch die wiederholten Erdenleben. Dann kommen wir herunter bis zum Menschen selber. Der Mensch, so wie er heute auf der Erde ist, erinnert sich nur an sein Erdenleben hier im physischen Leib. Das Gedächtnis der Engel geht viel weiter, denn nur dadurch, daß es viel weiter geht, können sie die wiederholten Erdenleben der Menschen lenken und leiten. Nicht einmal richtig aber stellt sich der moderne Theologe den Engel vor, weil der moderne Theologe schon diese Eigenschaft wegläßt von dem Engel, daß er die menschliche Individualität durch die wiederholten Erdenleben durchleitet. Wenn wir ins Auge fassen, daß wir, indem wir den Erzengeln gegenüberstehen, es erst bei den Erzengeln zu tun haben mit Wesenheiten, die menschliche Zusammenhänge regieren, und bei den Zeitgeistern mit Wesenheiten, die menschliche Zusammenhänge über lange Zeiträume hindurch regieren, daß wir es bei den Engeln zu tun haben mit Wesenheiten, die wesentlich das Leben des einzelnen Menschen regieren, dann werden wir nicht verkennen, wenn wir das im Auge behalten, daß es ein verborgener Egoismus ist von den Menschen, unmittelbar zu dem Gotte sich erheben zu wollen, denn sie wollen sich in Wahrheit – obwohl sie das nicht zugeben – nur zu ihrem Gotte, zu ihrem eigenen Engel erheben.

Das hat eine große praktische Bedeutung, das ist von einer großen Wichtigkeit, denn es trägt einen gewissen Keim in sich. Es trägt den Keim in sich, daß die Menschen von dem einen Gotte sprechen, aber daß es nur eine Phantasterei ist, daß sie von dem einen Gotte sprechen. Denn in Wahrheit, indem die Menschen sich dieser Phantasterei hingeben, spricht jeder von seinem eigenen Gotte, nämlich von seinem Engel. Und die Folge davon muß sein, daß im Laufe der Zeit jeder Mensch seinen eigenen Gott, nämlich seinen eigenen Engel verehrt. Und wir sehen schon, wie stark der Drang der Menschen ist, daß jeder seinen eigenen Gott verehrt. Das Zusammenfinden der Menschen in denjenigen Göttern, die allen gemeinsam sind, ist ein sehr geringes geworden in der neueren Zeit. Das Pochen eines jeden auf seinen eigenen Gott hat sich als etwas ganz besonders Hervorstechendes herausgestellt. Das Menschengeschlecht wird atomisiert. Es bleibt gewissermaßen nur das Wort «Gott» noch übrig, das für die Menschen einer Sprache gemeinsam lautet, aber unter diesem einen Worte stellt sich jeder etwas anderes vor, nämlich seinen eigenen Engel. Und er kommt nicht einmal hinauf bis zu dem Erzengel, welcher menschliche Gemeinschaften leitet.“ (S. 180f)

Indem der Mensch eigentlich nur zu seinem Engel aufblickt, das sich aber nicht gesteht, sondern glaubt, er blicke zu dem Gotte auf – während er nicht einmal zu einem Erzengel aufblickt -, betäubt er durch diese unwahre Vorstellung in einem gewissen Sinne seine Seele. Und diese Betäubung der Seele ist ja heute allgemein vorhanden. Aber wenn man die Seele betäubt, dann ist das für unsere heutige Menschheitsentwickelung außerordentlich verhängnisvoll. Denn durch die Betäubung der Seele wird das Ich heruntergedrückt, heruntergetrübt, und dann schleichen sich die anderen Mächte, die nicht in der Seele wirken sollen, in diese Seele ein. Das heißt, es schleicht sich an die Stelle des Engels, den man zunächst verehren wollte, den man aber umtauft zu «Gott», der luziferische Angelos ein, und man kommt allmählich dazu, nicht den Engel zu verehren, sondern den luziferischen Angelos.“ (S. 181)

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Die Religionen haben Schuld, die religiösen Bekenntnisse, indem sie das Bewußtsein der Menschen trüben und an die Stelle Gottes einen Engel setzen, für den sich dann substituiert der luziferische Engel, der ihm entspricht. Und dieser luziferische Engel wird den Menschen alsbald in den Materialismus hineinführen. Das ist der geheimnisvolle Zusammenhang zwischen den hochmütigen, egoistischen Religionsbekenntnissen, welche nichts hören wollen von dem, was über einem Engel steht, sondern in maßlosem Hochmut sagen, daß sie von «Gott» sprechen, während sie nur von einem Engel sprechen, und von dem noch nicht einmal vollständig. Dieser maßlose Hochmut, der noch oftmals als Demut angesprochen wird, er ist es, welcher letzten Endes den Materialismus hat hervorbringen müssen. Wenn wir dies bedenken, dann sehen wir einen bedeutungsvollen Zusammenhang: Durch die fälschliche Umdeutung eines Engels zu Gott entsteht in der Menschenseele der Hang zum Materialismus. Und es liegt ein unbewußter Egoismus zugrunde, der sich darinnen äußert, daß der Mensch es verschmäht, aufzusteigen zu der Erkenntnis der geistigen Welt, der sich auch darinnen äußert, daß der Mensch sozusagen nur aus sich heraus den Zusammenhang mit seinem Gotte unmittelbar zu finden meint.“ (GA 172, S. 182)

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(..) die Menschen weisen es ab, wenn wir vom Standpunkte der Geisteswissenschaft aus davon sprechen, daß über uns andere Wesenheiten sind, die Angeloi, Archangeloi, Archai und so weiter, so daß wir eine Hierarchie von geistigen Wesenheiten schauen, und daß der Weg weit hinauf ist zu dem, was das höchste Göttliche ist. Diese erkenntnismäßige Bescheidenheit wollen die Menschen der Gegenwart nicht haben. Sie drücken es oftmals so aus, daß sie sagen: Sie wollen keine Vermittlung haben zwischen sich und dem Gotte, sie wollen immer sich direkt, unmittelbar an den allerhöchsten Gott wenden. Es handelt sich aber nicht darum, was man glaubt über ein solches Hinwenden, sondern darum handelt es sich, was man in seiner Seele wirklich tut, was man in seiner Seele wirklich erlebt.

Nehmen Sie alles das, was Ihnen heute ein Prediger irgendeiner anerkannten Religionsgemeinschaft über das Göttliche vorbringt, was er redet über das Göttliche. Worauf bezieht sich das, wenn man nun nicht nach seinen Worten geht, sondern nach der Wirklichkeit? Es bezieht sich auf zweierlei. Entweder bezieht sich das, wovon er redet, auf kein höheres Wesen als auf seinen Engel, der als leitende Wesenheit über jedem einzelnen von uns steht. Er betet diesen Engel an, er nennt ihn den höchsten Gott. Derjenige, der weiß, was Worte wirklich für einen Inhalt haben können, der weiß, daß alles, was in den modernen Predigten gesagt wird von Gott, niemals auf irgendeinen höheren Gott als auf einen Engel sich bezieht oder, wenn nicht auf einen Engel, so noch auf etwas anderes. Geht man nämlich der Frage nach, woher denn das eigentlich stammt, was solche Menschen fühlen, die von ihrem Gotte sprechen, die von ihrem Gotte predigen in ihren Kirchen, die oftmals sogar vorgeben, ein Gotteserlebnis in ihren Seelen zu haben, wie es manche Menschen der Gegenwart tun – sie nennen sich dann mit einem gewissen Hochmut «evangelisierte Menschen» und dergleichen -, von welchen Impulsen in ihren Seelen solche Menschen ausgehen, der kommt zu folgendem: Solche Menschen fühlen in ihren Seelen den Impuls ihres eigenen Wesens, wie sich dieses Wesen entwickelt hat in einer rein geistigen Umgebung zwischen dem letzten Tode und der Geburt.

Dieses geistige Wesen, das sich zwischen dem letzten Tode und unserer Geburt in uns entwickelt hat, das ist jetzt in unserem Leibe, das hat unseren Leib bezogen. Vieles von dem, in dem wir jetzt leben, kommt nur aus diesem Wesen, aus diesem vorgeburtlichen Wesen. Dieses vorgeburtliche Wesen fühlt der Mensch als ein Geistiges; dieses vorgeburtliche Wesen ist es, mit dem er sich vereinigt fühlt. Ja sogar sogenannte Theosophen der verschiedensten Richtungen haben den Menschen immer wieder und wiederum vorgesagt, um ihnen so etwas geistig Honigsüßes zu geben, es käme darauf an, daß sich der Mensch mit seinem Gotte in sich vereinigt. Aber das, was da der Mensch fühlt, indem er sich angeblich mit seinem Gotte vereinigt, das ist er selbst, das ist nur sein geistig-seelisches Wesen in der Zeit zwischen dem letzten Tode und der letzten Geburt. Und das, wovon zahlreiche Pastoren und Priester sprechen, wenn sie von dem Gott, den sie in ihrer Seele fühlen, sprechen, ist nichts anderes, als daß sie ihr eigenes Ich ahnen, nicht wie es sich hier im physischen Leibe, in der physischen Umgebung entwickelt, sondern wie es sich in der geistigen Welt entwickelt hat zwischen Tod und Geburt. Das empfinden sie, und dann fangen sie an zu beten. Und was beten sie an? Sich selber.“ (GA 182, S. 86f)

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